Ex-Credit-Suisse-Managerin wirft der Bank Beschattung vor, Mexiko ratifiziert Zusatz zu nordamerikanischen Freihandelsabkommen – und weitere Wirtschaftsmeldungen

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Ex-Credit-Suisse-Managerin wirft der Bank Beschattung vor

(Bloomberg) Eine ehemalige Mitarbeiterin der Credit Suisse Group AG in den USA behauptet, die Schweizer Bank habe sie beschatten lassen, nachdem sie in Buchhaltungsstreitigkeiten bei einem angeschlagenen Technologie-Joint-Venture involviert war. Damit gerät die Bank erneut unter Druck, die in diesem Jahr schon einen Beschattungsskandal hatte.

Die Schweizer Bank und Palantir Technologies Inc, die vom US-Geheimdienst CIA Startkapital erhalten hat, haben 2016 zusammen Signac gegründet, um nicht-autorisierten Handel von Mitarbeitern aufzuspüren. Colleen Graham verliess die Bank nach 20 Jahren, um als Chefaufseherin zu Signac zu wechseln. Sie behauptete laut Gerichtsunterlagen des amerikanischen Arbeitsministeriums, dass Credit Suisse Vergeltungsmassnahmen ergriffen habe, nachdem sie sich geweigert hatte abzusegnen, wie Einnahmen von Signac in den Konten des Joint-Ventures verbucht wurden.

Die Zentrale der Credit Suisse am Paradeplatz in Zürich am 1. Oktober.

Die Zentrale der Credit Suisse am Paradeplatz in Zürich am 1. Oktober.

Arnd Wiegmann / Reuters

Die jüngsten Enthüllungen treffen die Bank nur wenige Monate nach einem Beschattungsskandal im Zusammenhang mit dem Weggang des ehemaligen Leiters des Wealth Managements, Iqbal Khan. Dieser Skandal kostete Chief Operating Officer Pierre-Olivier Bouée seinen Job und schadete dem Ruf der Bank.

Grahams Fall, der am Mittwoch von Dow Jones berichtet wurde, stammt aus dem Jahr 2017. Anwälte von Graham forderten im August dieses Jahres, den von Credit Suisse und Palantir gemeinsam eingereichten Antrag auf Abweisung ihrer Beschwerde abzulehnen. Graham hat laut ihrer LinkedIn-Seite die Credit Suisse im Februar 2016 verlassen.

Laut den Unterlagen äusserten Credit Suisse und Palantir «starke Frustration» über ihre Haltung bezüglich des Rechnungslegungsproblems. Ein Palantir-Manager sagte, es würde eine «massive nachgelagerte Auswirkung» haben. Die beiden Unternehmen setzten Graham dann unter «Druck, die Fakten zu verzerren, damit Einnahmen in Höhe von mehr als 14 Mio. $ 2016 verbucht werden können.

Die Weigerung von Graham veranlasste die Bank, sie dann von wichtigen Besprechungen auszuschliessen, ihr mit Kündigung zu drohen und sie von einer gewissen Entschädigung auszuschliessen, schrieben ihre Anwälte. Die Credit Suisse schickte daraufhin eine «nicht identifizierte Frau, um Frau Graham drei Tage lang zu folgen, sie zu bedrängen und einzuschüchtern».

Credit Suisse sagte in einer Erklärung, sie habe «eine gründliche und umfassende interne Untersuchung aller Behauptungen von Frau Graham durchgeführt und festgestellt, dass diese völlig unbegründet sind». Gleichzeitig «untersuchten Ermittler des Arbeitsministeriums ihre Anschuldigungen mehr als ein Jahr lang und stellten fest, dass es keine Grundlage gab, die Angelegenheit weiter zu verfolgen und wiesen ihre Anschuldigungen vollkommen zurück», hiess es. Die Bank sagte, sie werde weiter gegen die Anschuldigungen kämpfen.

Mexiko ratifiziert Zusatz zu nordamerikanischen Freihandelsabkommen

(dpa) Mexiko hat den Vertragszusatz zum nordamerikanischen Freihandelsabkommen USMCA ratifiziert. Der Senat des lateinamerikanischen Landes stimmte den mit den USA und Kanada ausgehandelten Änderungen des Abkommens am Donnerstagabend mit 107 Stimmen bei einer Gegenstimme zu.

USMCA wird den 1994 abgeschlossenen nordamerikanischen Freihandelspakt Nafta ablösen. Betroffen davon sind fast 500 Millionen Menschen, abgedeckt wird ein Gebiet mit einer Gesamtwirtschaftsleistung von rund 23 Bio. $. Die drei Partnerländer tauschten 2018 Waren und Dienstleistungen im Wert von rund 1,4 Bio. $ aus.

Die Staats- und Regierungschefs der drei Länder hatten das Abkommen am 30. November 2018 am Rande eines G20-Gipfels in Buenos Aires unterzeichnet. Nach zähen Verhandlungen einigten sich zuletzt die Demokraten im US-Repräsentantenhaus und die Regierung von Präsident Donald Trump auf Änderungen des Vertrags, die unter anderem strengere Regeln für die Rechte von Arbeitnehmern und den Umweltschutz beinhalten.

Vertreter der drei Länder unterzeichneten das Zusatzprotokoll am Dienstag in Mexiko-Stadt. Mexiko hatte das ursprüngliche Abkommen als bisher einziges der drei Länder bereits ratifiziert. Nun seien die Parlamente der Vereinigten Staaten und Kanadas an der Reihe, twitterte Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador nach der Senatsabstimmung am Donnerstag.

Medien: Teilabkommen zwischen USA und China soll Strafzölle abwenden

US-Präsident Donald Trump verbreitet Zuversicht im Handelsstreit – wie schon oft.

US-Präsident Donald Trump verbreitet Zuversicht im Handelsstreit – wie schon oft.

Jim Lo Scalzo / EPA

(dpa) Unterhändler der USA und China befinden sich laut übereinstimmenden Medienberichten in den letzten Zügen für ein partielles Handelsabkommen, das neue Strafzölle auf chinesische Konsumgüter vorerst verhindern würde. Die Unterhändler der USA hätten der chinesischen Seite zudem angeboten, bereits bestehende Strafzölle zu verringern, berichteten am Donnerstag unter anderem das «Wall Street Journal» und der Sender Fox Business unter Berufung auf mit der Angelegenheit betraute Personen. Das Weisse Haus wollte sich auf Anfrage zunächst nicht dazu äussern.

Trump hatte bereits im Oktober eine Teileinigung in dem seit rund eineinhalb Jahren andauernden Handelskonflikt verkündet. Zur angedachten Unterzeichnung im November kam es allerdings nicht. Zuletzt hatte Trump mehrfach widersprüchliche Signale gesendet. Anfang Dezember spielte er offen mit dem Gedanken, mit einem Abkommen bis nach der Wahl in den USA zu warten. Am Donnerstag hatte Trump dann wieder Optimismus verbreitet und auf Twitter geschrieben, dass man einem «grossen Deal» mit China sehr nahe sei.

Am Sonntag (15. Dezember) sollen eigentlich zusätzliche Strafzölle von 15 Prozent auf in China produzierte Konsumgüter wie Laptops und Smartphones im Wert von rund 150 Milliarden Dollar verhängt werden. Sollte es dazu kommen, würden damit auf fast alle Importe aus China – Waren im Wert von rund 500 Milliarden Dollar pro Jahr – zusätzliche Gebühren erhoben werden.

American Airlines streicht 737-Max-Flüge bis in den April

(dpa) Angesichts der ungewissen Wiederzulassung von Boeings 737 Max streicht die amerikanische Fluggesellschaft American Airlines den Krisenjet noch länger aus ihrer Planung. Das Unternehmen teilte am Donnerstag mit, das Problemflugzeug voraussichtlich bis zum 7. April nicht mehr einzusetzen. Damit würde die Zwangspause des seit Mitte März wegen zwei Abstürzen, bei denen insgesamt 346 Personen ums Leben kamen, mit Startverboten belegten Jets über ein Jahr andauern.

American Airlines und andere Fluggesellschaften mussten wegen des Ausfalls bereits zahlreiche Flüge streichen. Auf eine rasche Wiederzulassung der 737 Max deutet derzeit wenig hin. Die amerikanische Flugaufsicht FAA warnte Boeing jüngst vor unrealistischen Zeitplänen und machte deutlich, sich bei dem andauernden Zertifizierungsverfahren nicht unter Druck setzen zu lassen. Boeing hatte eigentlich auf eine Genehmigung noch vor Jahresende gehofft.

Konjunkturaufhellung erst im Jahr 2021 erwartet

(awp/sda) Der Bund hält an seiner bisherigen Einschätzung fest, dass sich die Schweizer Konjunktur 2020 nur moderat entwickeln wird. Mit einer allmählichen konjunkturellen Belebung rechnet er erst für 2021.

Die Metall- und Maschinenindustrie leidet unter dem schleppenden internationalen Wachstum.

Die Metall- und Maschinenindustrie leidet unter dem schleppenden internationalen Wachstum.

Gaetan Bally / Keystone

Konkret haben die Ökonomen des Bundes ihre Prognose für das Schweizer Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr bestätigt. Sie erwarten weiterhin ein Wachstum des realen Bruttoinlandproduktes (BIP) von 1,7 Prozent. 2020 soll dann ein Wachstum von 1,2 Prozent erreicht werden, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Donnerstag mitteilte. Ganz leicht angepasst wurde die Prognose für das laufende Jahr, und zwar auf +0,9 von zuvor +0,8 Prozent.

Die Prognosen sind allerdings differenziert zu betrachten. Sowohl die Beschleunigung des BIP-Wachstums 2020 als auch die Verlangsamung 2021 gehen nämlich auf den Effekt grosser Sportveranstaltungen zurück, der wenig konjunkturelle Relevanz hat. Dass Sportverbände wie Fifa, UEFA oder IOC ihren Hauptsitz in der Schweiz haben, wirkt sich in Jahren mit vielen Sportereignissen - wie etwa 2020 - bekanntlich positiv auf das hiesige BIP aus.

Das heisst gemäss Seco, dass die konjunkturelle Grunddynamik 2020 trotz deutlich höherer Prognose ähnlich ausfallen wird wie im laufenden Jahr, bevor sie erst 2021 moderat anzieht. Das internationale Umfeld bleibe ungünstig; insbesondere sei für den Euroraum und für den wichtigen Handelspartner Deutschland von einem weiterhin schwachen Wachstum auszugehen, heisst es in der Mitteilung.

Im Jahr 2021 sollte sich die Schweizer Konjunktur dann allmählich aufhellen, und die Wirtschaft dürfte in etwa entsprechend ihrem Potenzial wachsen, heisst es. Im Zuge eines leicht anziehenden weltwirtschaftlichen Wachstums sei für 2021 mit einer gewissen Belebung des Welthandels zu rechnen, wovon auch die Schweizer Exporte profitieren würden. Damit erholen sich laut Seco auch die Investitionen in Ausrüstungen. Derweil wirke sich die konjunkturelle Abschwächung der zwei Vorjahre mit Verzögerung auf den Arbeitsmarkt aus: Die Arbeitslosenquote sollte auf 2,6 Prozent ansteigen.

Wie üblich werden aber auch die Prognoserisiken betont. Grundsätzlich würden konjunkturellen Abwärtsrisiken weiterhin gegenüber den Aufwärtspotenzialen überwiegen, so das Seco. Einige davon hätten haben sich zumindest kurzfristig aber etwas entschärft. So würden die USA und China immerhin über eine Teillösung des seit über einem Jahr andauernden Handelskonflikts verhandeln. Gleichzeitig sei die Wahrscheinlichkeit eines ungeordneten Brexit gesunken.

Postfinance erhöht Gebühren für Schaltereinzahlungen

(awp/sda) Die Postfinance erhöht die Gebühren für Einzahlungen am Schalter. Die Empfänger von Rechnungen, die auf diesem Kanal bezahlt werden, müssen ab Juli 2020 rund 30 Prozent mehr bezahlen.

Konkret wird zum Beispiel der Tarif für eine 50-Franken-Einzahlung mit einem orangen Einzahlungsschein oder einer neuen QR-Rechnung von 90 Rappen auf 1.20 Franken erhöht. Bei einem roten Einzahlungsschein erhöht sich die Gebühr von 1.50 auf 2.00 Franken. Dies schreibt Postfinance am Donnerstag in einer Mitteilung.

Für die Person, welche die Rechnung bezahlt, blieben die Einzahlungen weiterhin kostenlos, betonte ein Firmensprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Bezahlen müsse nur der Rechnungssteller.

Laut Postfinance ist das Geschäft heute stark defizitär. Denn die Zahl der Einzahlungen am Schalter habe wegen der Verlagerung des Zahlungsverkehrs ins Internet stark abgenommen, so der Firmensprecher weiter.

2007 seien an den Schaltern der Post noch 210 Millionen Einzahlungen getätigt worden, im letzten Jahr seien es noch 137 Millionen gewesen. «Und dieser Trend wird sich fortsetzen.»

Laut dem Sprecher bleibt das Geschäft auch mit den neuen Tarifen defizitär.

Streik bei deutschen Kaufhof-Warenhäusern

(awp/sda/reu) Streiks mitten im Weihnachtsgeschäft: Mit dieser Massnahme untermauert die deutsche Gewerkschaft Verdi ihre Forderung nach einer Rückkehr in den Flächentarifvertrag für die Beschäftigten des Warenhausriesen Galeria Karstadt Kaufhof.

Die Gewerkschaft rief die Beschäftigten von Kaufhof dazu auf, die Arbeit niederzulegen. Bundesweit sollen 68 Filialen betroffen sein, teilte Verdi am Donnerstag mit. Gestreikt werde auch in 16 Filialen von Karstadt Sports sowie rund acht Filialen von Karstadt Feinkost. «Die Beschäftigten bei Kaufhof, aber auch Karstadt, sind sauer», sagte Verdi-Verhandlungsleiter Orhan Akman. «Sie verlangen, dass es endlich eine sichere tarifvertragliche Lösung für die Zukunft des Warenhauses und ihre Arbeitsplätze gibt.» Ein Sprecher des Warenhauskonzerns wollte sich zunächst nicht äussern.

Mit den Streiks unterstrichen die Beschäftigten ihre Forderungen nach einer verbindlichen Rückkehr in die Flächentarifverträge und nach Sicherheit ihrer Arbeitsplätze. Die Gewerkschaft und der Warenhauskonzern ringen bereits seit Monaten um eine Lösung. Neue Tarifgespräche sind für den heutigen Donnerstag und Freitag anberaumt.

Ohne ein neues Abkommen könnte der Sanierungstarifvertrag bei Karstadt auf das gesamte Unternehmen angewendet werden, was zu Einbussen für die Kaufhof-Mitarbeiter führen könnte, hatten Vertreter der Arbeitnehmer gewarnt. Der Tarifvertrag solle letztlich für alle rund 28'000 Beschäftigten gelten, die für die bisherigen Warenhäuser von Kaufhof und Karstadt sowie für Karstadt Sport und Karstadt Feinkost tätig seien, hatte Verdi gefordert.

Kaufhof ist seit einem Jahr Teil eines Gemeinschaftsunternehmens mit dem früheren Erzrivalen Karstadt. Eigner ist die österreichische Signa-Gruppe des Immobilien-Investors Rene Benko.

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